Warum?

Weil die Reiseberichte, die während der Rallye entstanden, auf dem Main-Blog des Teams einfach nicht so gut lesbar waren, entstand folgerichtig dieser Geschwister-Blog.

Viel Spaß beim Lesen und schauen!



Mittwoch, 3. Juli 2013

Tag 9 > Ivalo / Finnland - Сегежа via Мурманск / Russland (1014 Km)

Sonntag, 23.06.2013

Wir haben traumhaft geschlafen in unserer Holzhütte und müssen uns leider von dem Wecker aufscheuchen lassen. Die russische Grenze ruft und macht etwas nervös.
Wir duschen in Ruhe, packen unsere Sachen in der Vorstellung in das Auto, dass sie demnächst von einem russischen Grenzer wieder komplett ausgepackt und gefilzt werden (so jedenfalls die Horrormeldungen vorausreisender Teams) und frühstücken ausgiebig unsere Vorräte weg. Zahlreiche Grundnahrungsmittel dürfen nicht nach Russland eingeführt werden.

Team Nautica bekommt noch ein paar Eier und Äpfel geschenkt. Die Jungs freuen sich und starten gegen 09.30 Uhr.

Wir kommen erst um 10.20 Uhr los. Wir befinden uns in einer neuen Zeitzone.

Auf einem Supermarktparkplatz halten wir, um noch mehr von dem einheimischen Repillent einzukaufen. Das Zeug wirkt sehr gut wenn es frisch aufgetragen ist.

Hier treffen wir auf die Blues Brothers und das Team Krähenfüße. Wir freuen uns über die neue sehr sympathische Solidargemeinschaft und verabreden die gemeinsame Weiterfahrt.


Matti signiert Chickforce1
 Gegen 10.45 Uhr fahren wir den menschenleeren finnischen Grenzposten an und werden dort allesamt überprüft.

Matti heißt unser Grenzer. Er ist total freundlich und verpasst Chickforce1 eine weitere offizielle Unterschrift.

Wir verabreden noch einen Ärmelabzeichentausch per Post. Ach du jeh, ein paar Meter weiter fällt uns ein, dass wir den Tauschhandel in Finnland verpasst haben. Nicht zu ändern.



Um 11.10 Uhr werden wir dann an der russischen Grenze von einem Zöllner angewiesen unseren Wagen abzustellen und in ein dort befindliches Gebäude zu gehen.

Wir treffen dort auf zahlreiche weitere Teams, die allesamt mit dem Ausfüllen der Einreiseformulare befasst sind.



Warteschlange an der russischen Grenze


Es geht fein der Reihe nach voran. Die Zöllner sind distanziert aber höflich.

Einen Raum weiter, jetzt ist die Personenkontrolle abgeschlossen, erfolgt das Deklarieren des Fahrzeugs. Die Spur trennt sich dann für Fahrer und Passagier.

Weiterhin ist geduldiges Warten angesagt. Wir können aber schon bei den anderen Teams beobachten, dass die Kontrollen nicht wirklich ambitioniert durchgeführt werden.


Green Channel für die Beifahrer...



Nach gut 90 Minuten sind wir durch und befahren russisches Gebiet. Warum wir ca. 500 Meter weiter noch einmal einen Passierschein abgeben müssen, entzieht sich unserer Logik.



...die Fahrer müssen zum Fahrzeug




 




Jetzt liegen 240 km nach Murmansk vor uns, die es wirklich in sich haben.

Dieser Streckenabschnitt hat das Potential, die Rallyeautos zu zerlegen und das ist tatsächlich nicht scherzhaft gemeint.

Es ist ein Höllenritt von Schlagloch zu Schlagloch. Konzentration ist gefordert und teilweise ist man gezwungen in Schlangenlinien den Kratern auszuweichen.

Russland zeigt sich zunächst also hässlich und auch zugemüllt. Die Rastplätze haben die Bezeichnung nicht verdient.


eine Herausforderung

Übrigens sind jetzt wohl auch schon einige Teams mit unterschiedlichsten Defekten ausgefallen.

Chickforce1 schlägt sich wacker, Arif und Olaf von AMS Hannover haben einen großartigen Job gemacht.

Die Blues Brothers und die Krähenfüße haben wir auf der Strecke verloren. Der schwarz weiß abgeklebte Volvo heizt uns davon, als hätten die Jungs noch einen Wagen in Reserve im Kofferraum und die 126er S- Klasse der Krähenfüße hängt so tief auf der Straße, dass sie stark zurückfallen.

Um 17.30 Uhr erreichen wir, erneut eine Zeitzone weiter, Murmansk mit der Aufgabe, hier vor einem atomaren Zeichen zu salutieren. Ein U-Boot im Hintergrund würde weitere Respektpunkte bringen.


Bild des Tages 9
Die Stadt, bis 1991 ehemaliges militärisches Sperrgebiet, zeigt zunächst eine hässliche Fratze.

Der Verkehr ist chaotisch, wir können kein einziges Schild lesen und wissen nicht wo wir suchen sollen. Wir orientieren uns in Richtung Wasser und stellen fest, diese Stadt total unterschätzt zu haben.

Bei schwülwarmen Temperaturen treffen wir auf vier weitere ratlose Teams am Wegesrand.


Zufälliges Zusammentreffen in Murmansk
Wir beraten uns gemeinsam und quatschen zwei Russen an, die vor einer abgerissenen Bude sitzen und etwas essen und Bier trinken.

Na ja, was heißt quatschen, wir malen den beiden ein U Boot und ein Atomwarnzeichen auf einen Quittungsblock.

Die beiden schauen uns fragend an, lächeln und sagen "Camping!". Hey, so schlecht war die Zeichnung gar nicht!

Von irgendwo taucht plötzlich ein freundlicher Mensch mit Auto auf und gibt gestikulierend vor, er würde uns dorthin bringen wollen.

Ein anderes Teammitglied bringt es auf den Punkt. Entweder der lotst uns in einen Hinterhalt oder tatsächlich zum gewünschten Punkt. Wir sind mutig und folgen dem Auto durch den dichten Verkehr.


Heldendenkmal über der Stadt



Leider bringt uns der Typ nur zu einem Heldendenkmal mit Blick über die Stadt. Gar nicht mal so schlecht aber nicht das, was wir suchten. Weit und breit kein U Boot zu sehen.

Die anderen Teams wollen nun aufgeben und in Richtung Süden aufbrechen. Unser Ehrgeiz, die Aufgabe erfüllen zu wollen, ringt mit der Vernunft, dass es besser ist, die weitere Strecke nicht komplett alleine fortzusetzen. Wir haben Teile der Stadt gesehen, in denen man nicht unbedingt liegen bleiben möchte.

Also bleiben wir in dem Pulk bis zu dem Zeitpunkt, als uns ein Telefonat der Krähenfüße erreicht.

Die Blues Brothers haben den Fotospot gefunden, die Krähenfüße ein nettes Restaurant und wir feiern dieses Teamspiel und drehen wieder Richtung Norden ab.


Unterwegs in Murmansk

Es folgt eine telefonische Schnitzeljagd um zusammenzufinden.

Schweißgebadet und hungrig kehren wir mit den Krähenfüßen in einem sehr kultigen Restaurant ein und lassen es uns erst einmal gut gehen.


Fotochallenge erledigt
 
Ziviler Hafen in Murmansk



Anschließend erledigen wir den Fototermin und starten dann Richtung Süden. Es sind insgesamt knapp 1400 km bis St. Petersburg.

Schon hinter Kandalakśa, das heutige Etappenziel, entscheiden wir uns weiterzufahren weil wir auf einer Tankstelle plötzlich von vier angetrunkenen Russen angegangen werden. Das Verhalten der Männer interpretieren wir als feindselig.

Unter Verzicht auf das Tanken verziehen wir uns sehr schnell in die Autos und fahren davon. Tatsächlich machen sich die vier Russen auf um uns zu folgen. Nach einigen Kilometern verlieren sie aber dann das Interesse.

Die Reisewarnung des ADAC, man möge bei Dunkelheit Überlandfahrten unterlassen, bezieht sich also nicht auf die Luxstärke sondern auf die Tatsache, dass zumindest Teile der Bevölkerung nachts eher unberechenbar sind.

Weiter geht es Richtung Süden. Ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein. Das Kanupaddel liegt nun in Griffweite und bei weiteren Stopps sind wir wachsam.

In den Morgenstunden erkläre ich den Tag für beendet. Für das abwechselnde schlafen und fahren notieren wir uns einfach einmal die Wildcamping- Punkte.

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